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sharpless HII

Sharpless 254-258 im Orion, POSS composite

 

Stewart Sharpless' Katalog

1959 veröffentlichte Stewart Sharpless vom US Naval Observatory seinen zweiten Katalog von HII-Regionen in der Galaktischen Ebene, Sh 2. Sein Paper von 1959 erweiterte einen schon vorher von ihm publizierten Katalog von 1953 (Sh 1) und umfasste 313 HII-Regionen nördlich von -27° Deklination.

Sharpless' Definition einer HII Region war zum damaligen Zeitpunkt sehr weit gefasst und führte dazu, dass auch mehrere Planetarische Nebel, Supernova-Überreste und Reflektionsnebel mit aufgenommen wurden. Dieser zweite Katalog basiert auf den den Photoplatten der POSS Survey. In seiner Zusammenstellung kategorisierte Sharpless die einzelnen HII-Regionen über verschieden Parameter, wie deren Durchmesser, deren Form  (circular, elliptical, irregular), Struktur (amorphous/filamentary), Helligkeit und die Anzahl der mit der HII-Region involvierten Sterne, welche auch noch im Hinblick auf ihre Spektralklasse diskutiert wurden. Weiterhin wurde die Verteilung der HII-Regionen am Himmel untersucht und dadurch die Orientierung der Galaktischen Ebene bestimmt.

Stewart Sharpless (1959) A Catalogue of H II Regions. Astrophysical Journal Supplement 4: 257

Sharpless 29/31/32 (links) neben M8, dem Lagungennebel, im Schützen

 

 

Verteilung der Sharpless-Objekte am Himmel

Die meisten der Sharpless-Objekte sind entlang der Galaktischen Ebene, am Himmel also entlang der Milchstraße, verteilt.

 

 

Erster Kontakt mit Sharpless

Mein erster Kontakt mit dem Sharpless-Katalog war im Herbst 2004, als ich die ersten "echten" Sharpless-Objekte beobachtete. "Echt" in dem Sinne, dass sie keine Entsprechung im Messier-, NGC- oder IC-Katalog haben. Unter diesen ersten Sharpless-Objekten waren Sharpless 91, das lange SNR-Filament, Sharpless 101, der Tulpennebel, und Sharpless 102 im Schwan, Sharpless 129, eine große Sichel im Cepheus, sowie im selben Sternbild Sharpless 132 und Sharpless 155, der Cave-Nebel, um nur ein paar zu nennen.

Die größte Überraschung damals war jedoch Sharpless 157, an der Grenze zwischen Cassiopeia und Cepheus, gleich neben dem Bubble-Nebel. Ich wurde auf diesen Nebel aufmerksam durch Aufnahmen von Richard Crisp, der zu dem Zeitpunkt als einer der Pioniere Komposite aus Linienfilteraufnahmen anfertigte. Eine seiner Aufnahmen, die er damals gerade veröffentlichte, zeigt Lynds Group 11 mit Sharpless 157 und anderen. Als ich Sharpless 157 daraufhin mit meinem 14-Zoll Dobson und OIII-Filter zum ersten Mal beobachtete, war ich hin und weg. Dafür, dass dieser Nebel weder in den  IC noch in den NGC Eingang fand, war er eine überraschende helle und gut definierte HII-Region.

Von diesem Zeitpunkt an begann ich, den Sharpless-Katalog gründlicher zu erforschen. Zu Anfang nutzte ich vor allem die Informationen, die Jim Shields und Steve Gottlieb auf ihren Adventures in Deep Space hier bereit hielten. Später stellte ich mir mein eigenes Beobachtungsmaterial zusammen, aus dem schließlich der Sharpless-Beobachtungsatlas wurde. Mittlerweile (2012) habe ich weit über 200 der Objekte aus dem Katalog beobachtet (oder zumindest versucht zu beobachten).

 

Sharpless  157, Cassiopeia/Cepheus

 

Sharpless für visuelle Beobachter

Für visuelle Beobachter ist der Sharpless-Katalog eine Fundgrube an guten und exotischen Beobachtungszielen, die weit über das hinaus gehen, was der Messier-Katalog oder Dreyers NGC/IC bietet. Obwohl es einige Überschneidungen mit Messier und NGC/IC gibt, sind die meisten Objekte doch "echte" Sharpless und beinhalten in der Regel große HII-Wolken niedriger Anregung.  Genau das stellt auch die Herausforderung für die visuelle Beobachtung dar. Im Gegensatz zu den CCD-Sensoren der Fotografen hat unser Auge nur eine sehr geringe Empfindlichkeit für die rote H-alpha-Linie. Diese wird vor allem von den rotempfindlichen Zapfen unserer Netzhaut detektiert, welche wie die anderen Zapfen nur über eine sehr begrenzte Fähigkeit zur Dunkeladaption verfügen (ganz im Gegensatz zu den grün-empfindlichen Stäbchenzellen, siehe hier). Von daher beschränkt sich unsere Beobachtung auf die OIII-Linien bei 496 und 501 nm und die H-beta-Linie bei 486 nm. Insbesondere für die sehr niedrig angeregten HII-Regionen des Katalogs ist die OIII-Intensität verschwindend, und die besten Chancen für eine erfolgreiche Beobachtung bestehen über die H-beta-Linie.

Neben einem OIII-Linienfilter oder einem UHC-Schmalband-Filter, der sowohl die OIII- als auch die H-beta-Linien durchlässt, ist deshalb ein reiner H-beta-Filter wie die von Lumicon oder Thousand Oak (beide haben gute Transmission auf der Linie und sind trotzdem engbandig) für die reinen HII-Gebiete empfehlenswert (mehr zu den verschiedenen Filtern gibt es hier). Aber selbst mit dem optimalen Filter bleiben viele der Sharpless-Objekte schwierig oder außerhalb der Reichweite für eine Beobachtung am Okular. Dies rührt vor allem von ihrer geringen Helligkeit, ihrem diffusen Erscheinungsbild und dem daraus resultierenden geringen Kontrast.

 

Sharpless 136, Cepheus

Neben den wirklichen HII-Nebeln wurden in den Sharpless-Katalog auch viele "Fehlklassifikationen" aufgenommen, wie Reflektionsnebel (oft in Überschneidung zu HII-Gebieten), große Planetarische Nebel, Supernova-Überreste, Wolf-Rayet-Blasen (wie Sh 308 rechts) oder sogar die zwei Maffei-Galaxien, was dem Beobachtungsspaß jedoch keinen Abbruch tut.

Aufgrund ihrer Größe sind viele der Sharpless-Nebel auch besonders geeignet für kleinere Teleskope. Gerade die größeren Sharpless verlangen in der Regel jedoch einen guten Himmel. Den California Nebel oder Barnard's Loop finde ich um einiges eindrücklicher in meinem 80mm-Sucher (mit UHC-Fiter) als in meinem 22" Dobson.

Sharpless 308, Canis Major

 

Der Sharpless Beobachtungs-Atlas

Für die Erstellung des Beobachtungsatlas benutzte ich vor allem die digitalisierten Platten der Palomar Sky Survey POSS/DSS und die Informationen, die Kevin Jardine auf seiner Webseite GalaxyMap über unsere Galaxis zusammengetragen hat. Ebenfalls sehr hilfreich waren die Breitband- und Schmalband-Aufnahmen von Dean Salman auf www.sharplesscatalog.com. Ohne deren Informationen und ihre Erlaubnis, die Daten und Bilder zu übernehmen, hätte ich diese Zusammenstellung zu einem Beobachtungs-Atlas wohl nie begonnen. Der Beobachtungs-Atlas beinhaltet mit über 300 Objekten mittlerweile fast den kompletten Sharpless-Katalog, und somit auch Objekte, bei denen eigentlich kaum eine Chance für eine erfolgreiche Beobachtung besteht. Die erste Version umfasste lediglich eine Auswahl der 220 helleren Mitglieder. Der Grund für diese Erweiterung war, dass die DSS-Bilder nur eingeschränkt Aussagen über die Beobachtbarkeit zulassen. Viele der helleren kleinen Nebel (oft mit Reflexionsanteil) zeigten sich als sehr schwierig bis nicht sichtbar und ohne Reaktion auf Linienfilter, während einige der ganz großen, superdiffusen und ultraschwachen HII-Gebiete mit Filter wieder relativ einfach waren.

Im Beobachtungsatlas ist jedes Objekt zunächst auf einem 60x60 Bogenminuten großen DSS-Ausschnitt zu sehen, welcher in der Regel von den roten POSS-Platten stammt (blaue Platten, falls das Objekt eher Reflektions-Charakter hat).  Darunter sind Ausschnitte aus den blauen und roten POSS-Platten, die nützlich sind sich einen groben Eindruck über die relativen HII und OIII Intensitäten zu verschaffen. Zusätzlich habe ich noch POSS-Komposite von Kevin Jardine, mir selbst oder von Wikisky bzw. Linienfilter-Aufnahmen von Dean Salman und anderen mit eingebunden.

Die Daten-Tabelle umfasst die Koordinaten (auf 2000 transformiert) und die originale Klassifikation von Steward Sharpless bezüglich Durchmesser, Form, Struktur und Helligkeit. Dies ist gefolgt von einer kurzen Beschreibung der HII-Region von Kevin Jardine und meinen Beobachtungsaufzeichnungen, sofern ich das Objekt schon beobachtet habe. Da hier immer mehr Beobachtungen dazu kommen, wird der Atlas von Zeit zu Zeit auf den aktuellen Stand gebracht.

Schließlich gibt es zu jeder Seite zwei  Aufsuchkarten mit je 20° und 5° Gesichtsfeld.

 

Sharpless 155, der Cave-Nebel, im Cepheus

Download des Sharpless Beobachtungs-Atlas

 (pdf-File, 120 MByte)

Update 2012: Der Atlas wurde mittlerweile fast komplettiert und umfasst nun 305 der insgesamt 311 Objekte.

last update: 03/2013

 

Links

Galaxy map by Kevin Jardine

Dean Salman

Jim Janusz

 

 

Zu den Beobachtungen aus dem Sharpless-Katalog

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